Konferenz zum Beitrag der Religionen

“Wir dürfen die Lösung nicht alleine den Politikern überlassen.“

17. und 18. Februar 2016 | Konferenz zum Beitrag der Religionen zu den Sustainable Development Goals (SDG) | BMZ Berlin, Deutschland

Über 80 Prozent der Weltbevölkerung bekennen sich zu einer Religion. Das entwicklungspolitische Potenzial, das in der Zusammenarbeit mit Religionsvertreter*innen begründet liegt, wurde am 17. und 18. Februar 2016 in Berlin auf einer Konferenz des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) diskutiert.

„Religion, das ist auch eine Ethik des ‚Genug‘, das ist sustainability.“ Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller beschrieb in seiner Eröffnungsrede den direkten Zusammenhang zwischen den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen und den Weltreligionen. Religion, wie die Entwicklungszusammenarbeit auch, bestehe in der Hinwendung zu den Armen, Schwachen, Ausgegrenzten und diene Werten wie Gerechtigkeit, Genügsamkeit und einer sozialen und ökologischen Ordnung. Deshalb sei es besonders wichtig, mit Religionsvertreter*innen zusammenzuarbeiten, wenn man die SDG umsetzen wolle.

Um diese Zusammenarbeit zu stärken, wurde am Mittag des 17. Februars die International Partnership on Religion and Sustainable Development (PaRD) im Dabeisein von Staatssekretär Silberhorn und dem stellvertretenden Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Dr. Beier sowie über 70 bilateralen und multilateralen Vertreter*innen aus Religion und Zivilgesellschaft gestartet. Diese soll den internationalen Dialog zwischen Politik, Zivilgesellschaft und den Religionen institutionalisieren und mit der Unterstützung eines von der GIZ betriebenen Sekretariates konkrete Produkte und Projekte hervorbringen.

Die Berliner Konferenz stellte einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg der neuen Initiative dar. Am Eröffnungsabend der Konferenz appellierte Müller an alle anwesenden Religionsvertreter*innen und die Akteur*innen aus Zivilgesellschaft und Politik, die Chance zu nutzen und die Lösung nicht alleine den Politikern zu überlassen. Er betonte besonders, dass Religionen nicht zur Begründung von Kriegen und Zerstörung, von Diskriminierung und Ausgrenzung missbraucht werden dürfen. Die goldene Regel der Gegenseitigkeit - Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu - sei Bestandteil aller Schriftreligionen.

Neben Religionsvertreter*innen hatte das BMZ auch wichtige Menschenrechtsaktivistinnen geladen, wie etwa die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman und die pakistanische Anwältin am Hohen Gerichtshof, Asma Jahangir.

Keynote-Redner Pastor Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen begrüßte die neue Initiative. „Dies ist ein Moment der Hoffnung!“, sagte Tveit und zeigte sich sehr optimistisch, dass durch die enge Kooperation zwischen Politik und den Religionsvertreter*innen die SDGs erreicht werden können. Ein besonderer Programmpunkt des Abends war die musikalische Darbietung des Damascus String Quintett, einem Streichquintett aus syrischen Geflüchteten. Die Musiker spielten zwei Stücke syrischer zeitgenössischer Komponist*innen und schufen einen berührenden Moment des Innehaltens.

In der Podiumsdiskussion stellten sich Tawakkol Karman, der ehemalige deutsche Umweltminister Klaus Töpfer, der Erzbischof von Lahore, Pakistan, Sebastian Francis Shaw und Eric Postel der US-amerikanischen Entwicklungsorganisation USAID den Fragen, welchen Beitrag Religionen leisten und wie eine konkrete Zusammenarbeit aussehen könnte.

Am zweiten Konferenztag wurden in vier Workshops zu den Themen planet, people, prosperity und peace vertieftere Diskussionen von Religionsvertreter*innen wie dem holländischen Rabbi Awraham Soetendorp oder dem Jugendpastor Jack Mamven aus Nigeria, Vertreter*innen des Bundestages und der Zivilgesellschaft, wie MISEREOR, Islamic Relief und Brot für die Welt, angestoßen. Dabei wurden auch kritische Fragen, die zur Herausforderung in den kommenden Diskussionen werden dürften, wie die Diskriminierung von Mädchen und Frauen, die Verfolgung von Homosexuellen oder der Umgang mit Konvertit*innen in den verschiedenen Religionsgemeinschaften, angesprochen.

Während der Konferenz wurde auch das vom BMZ beauftragte und vom Sektorvorhaben „Werte, Religion und Entwicklung“ der GIZ umgesetzte Buch „Voices from Religions on Sustainable Development“ in Anwesenheit der Autorinnen und Autoren vorgestellt. In dem Buch schreiben 28 Autor*innen aus neun Religionsgemeinschaften und einer indigenen Tradition über ihre Sicht auf nachhaltige Entwicklung und den Beitrag ihrer Gemeinschaften zu den SDG. Die Konferenz wurde vom Entwicklungspolitischen Forum der GIZ gemeinsam mit dem Sektorvorhaben „Werte, Religion und Entwicklung“ im Auftrag des BMZ vorbereitet und ausgerichtet.

Die vollständige Dokumentation der Beiträge und Diskussionen erfolgt in Kürze auf der Konferenzwebsite.
Eine Kopie des Buches „Voices from Religions on Sustainable Development“ kann per E-mail Bestellung angefordert werden.

Bild oben: Erzbischof Shaw, Entwicklungsminister Müller, Friedensnobelpreisträgerin Karman, Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Klaus Töpfer (ehemals UNEP), Eric Poster (USAID), Parlamentarischer Staatssekretär Silberhorn. Foto: GIZ/Rühmeier

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