Internet and Development

Vorbereitung des Weltentwicklungsberichtes 2016

6./7. November 2014 | Marie-Schlei-Saal, BMZ, Berlin

Über das Internet denken wir im Alltag gewöhnlich nur nach, wenn es nicht funktioniert und wir plötzlich merken, wie viele Prozesse und Aktionen an der Verfügbarkeit von Kommunikationstechnologien hängen. Das Internet und seine „Begleiterscheinungen“ sind längst ein fester Teil unseres Lebens geworden.

Dies trifft schon lange nicht mehr nur auf Menschen in Industriestaaten zu – sondern gilt global. Doch gerade in Entwicklungsländern, in denen die Infrastruktur, die Gesetzeslage und viele andere Fragen rund um das Internet noch nicht so eingespielt sind wie im globalen Norden, birgt das Medium großes Potential. Im Kampf gegen Armut kann das Internet ein starkes Instrument sein: es senkt Transaktionskosten, schafft neue wirtschaftliche Möglichkeiten und verändert Arbeitswelt und Privatleben gleichermaßen. Trotz der immer weiter steigenden Bedeutung des Internets in allen Lebensbereichen, die auch als „digital revolution“ bezeichnet wird, gibt es bisher wenig Forschung zu sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen – deshalb hat sich die Weltbank das Thema für den von ihr herausgegebenen Weltentwicklungsbericht (WDR) vorgenommen.

Der Weltentwicklungsbericht 2016 heißt „Internet for Development“ und ist derzeit in der Vorbereitungsphase. Die erste Struktur steht, es wurde bereits viel Vorarbeit geleistet. Traditionell ist dies der Zeitpunkt, an dem die Weltbank gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zum sogenannten „Berlin Workshop“ einlädt. Hier stellt das WDR-Team den ersten Entwurf vor und zur Disposition. Eingeladen, die bisherige Arbeit genau unter die Lupe zu nehmen, sind Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik aus der ganzen Welt.

Beim diesjährigen Berlin Workshop ging es also um die Rolle des Internets für Entwicklung – mit dabei neben dem Chefökonomen der Weltbank, Kaushik Basu und dem Leiter des WDR-Teams Deepak Mishra unter anderem Unterabteilungsleiter Jürgen Zattler vom BMZ, der in seiner Einleitung warnte, das Internet zu schnell in Kategrien wie gut oder schlecht einzuteilen. Mit einem Augenzwinkern wies er darauf hin, dass Deutschland als Heimatland der Dialektik präsedestiniert für eine komplexe Auseinandersetzung mit dem Thema sei. Er gab außerdem zu bedenken, dass die „digitale Revolution“ historisch betrachtet bisher die einzige große Revolution sei, die eher zu Exklusion denn zu Inklusion geführt habe.

In mehreren Panels wurde zu den verschiedenen Dimensionen des Berichts vorgetragen, Stellung genommen und anschließend diskutiert.
Die Themen waren: Internet and Sustainable Growth, Internet and Opportunity, Internet Freedom and Privacy, Internet and Education, Internet and E-Government, und Efficient Impact of International Development Aid and Internet. Der nordugandische Pastor Father Joseph Okumu berichtete vom Erfolg seiner Initiative BOSCO, die mittlerweile in den Südsudan expandiert. Der Zugang zum Internet wurde hier in den Dienst der Friedensbildung gestellt und eröffnet neue Chancen für Bildung und Wirtschaft für die Bewohner ländlicher Regionen.
Prof. Eric Bartelsmann von der Universität Amsterdam zeigte „Bottlenecks“ auf: Infrastruktur und Humankapital – und stellte die Frage, wie mit dem informellen Sektor der Internetwirtschaft umzugehen sei.
Devyani Parameshwar, Produktmanagerin bei M-Pesa/Vodafone präsentierte das Bezahlsystem M-Pesa, das in mittlerweile über einem Dutzend Ländern erfolgreich etabliert wurde – ein System, das rein SMS-basiert funktioniert, das kein Konto bei einer Bank erfordert und mittlerweile von vielen Betrieben und Ämtern als Zahlungsmittel akzeptiert Norbert Riedel, Sonderbeauftrager für Cyber-Außenpolitik im Auswärtigen Amt, fungierte als Chair des Panels zu Freedom and Privacy und Claudia Schwegmann von der Open Knowledge Foundation hob die immer weiter wachsende Bedeutung von Open Data und Transparenz hervor.
Insgesamt waren knapp 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit aktiven Rollen beteiligt.Die Diskussionen waren sehr intensiv und wurden vom Weltbank-Team aufgenommen. Sie werdendirekt in die weitere Entwicklung des Berichtes einfließen. Die „digitale Revolution“ solle am Ende allen Menschen weltweit zugutekommen, dazu möchten Weltbank und BMZ mit dem Weltentwicklungsbericht 2016 beitragen.

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